Anlässlich der zwanzigjährigen Partnerschaft der Diözese Gurk-Klagenfurt mit der Erzdiözese Sarajevo besuchte eine Schüler*innengruppe der 6A/7A unseres Gymnasiums vom 27. bis 30. Juni 2024 die bosnische Hauptstadt. Nach einer tagfüllenden Busreise wurden die Jugendlichen mit ihren Begleitlehrern, Frau Prof. Kattnig-Wendl und Herrn Prof. Klemen, aufs Herzlichste von der Psychologin des Schulzentrums St. Joseph, Frau Marina Pregernik, willkommen geheißen. Die Reisegruppe übernachtete in den Internatsräumen des katholischen Schulzentrums und wurde während des gesamten Aufenthalts fürsorglich mit landestypischen Spezialitäten verwöhnt.
Frau Pregernik widmete sich uns zwei Tage lang hingebungsvoll und zeigte uns als passionierte Fremdenführerin die Highlights ihrer Heimatstadt. Vom ältesten Stadtviertel Baščaršija, das Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden war und noch immer Anziehungspunkt für viele Besucher ist, bis zu den zahlreichen Bauten aus der Zeit der Habsburgermonarchie, aber auch neuen Gebäuden, wie den Avaz Twist Tower, hat Sarajevo vielerlei Stile zu bieten, ebenso eine der ältesten Straßenbahnen Europas. Neben etlichen Sehenswürdigkeiten, z. B. der Gazi-Husrev-Beg-Moschee, die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eröffnet wurde und zu den bedeutendsten osmanischen Bauwerken auf dem Balkan zählt, bis hin zum Sebilj, dem Wahrzeichen der Stadt, einem öffentlichen Brunnen auf dem alten Marktplatz, bestaunten wir u. a. auch das renovierte Alte Rathaus, die Nationalbank, diverse Gebäude der Universität sowie das moderne Denkmal für die während der Belagerung Sarajevos getöteten Kinder. Hierbei handelt es sich um ein besonders deprimierendes Kapitel der Zeitgeschichte, das durch die verbliebenen Einschusslöcher an unzähligen Wohnhäusern nach wie vor präsent und dadurch gleichzeitig ein Mahnmal ist.
Einen Höhepunkt unserer Reise bildete jedoch der Besuch bei Erzbischof Dr. Tomo Vukšić, der sich nicht nur Zeit für uns nahm, sondern auch rege mit den Schülerinnen und Schülern unterhielt. Die sprachlichen Barrieren konnten rasch überwunden werden, denn Ana Lakic und Marie Balukcic übernahmen in professioneller Weise das Dolmetschen. Obwohl in Bosnien-Herzegowina die muslimische Religion überwiegt, gibt es in Sarajevo 15 katholische Kirchen, wie uns der Erzbischof erläuterte, und eine aktive Teilnahme der katholischen Christinnen und Christen an den heiligen Messen. Nach diesem Besuch in der beeindruckenden Bischofsresidenz besichtigten wir die Herz-Jesu-Kathedrale, deren Bau vom ersten Erzbischof des Erzbistums Vrhbosna, Josip Stadler, initiiert wurde. Weiter ging es zur Antoniuskirche mit dem angrenzenden Franziskanerkloster.
Neben dem eigentlichen Anlass, die Kontakte unseres Gymnasiums St. Ursula mit dem Schulzentrum St. Joseph zu intensivieren, fand die Fahrt nach Sarajevo auch unter dem Aspekt statt, dass sich das Attentat auf den Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Gattin Sophie am 28. Juni 1914 zum 110. Mal jährte. Glücklicherweise konnte unsere Reisegruppe just an dem Gedenktag gegen Mittag einer nachgestellten Szene beiwohnen, bei der ein Automobil mit den historischen Figuren jenes geschichtsträchtigen Ereignisses die Lateinerbrücke passierte. Dies veranschaulichte den Schülerinnen und Schülern, wo sich der Erzherzog mit seiner Gattin und der sich im Wagen befindlichen Entourage befunden hatte. Die osmanische Steinbogenbrücke, die über den Fluss Miljacka führt, wurde während der jugoslawischen Ära sogar nach dem Namen des Attentäters, Gavrilo Princip, benannt. Prof. Mag. Mario Klemen, der im Zuge des Wahlpflichtfaches Geschichte seine Schützlinge bestens auf das historische Ereignis vorbereitet hatte, gab dem bosnischen Fernsehen, das sich ebenfalls vor Ort befand, ein Interview, welches von Ana Lakic übersetzt und abends in einer Nachrichtensendung ausgestrahlt wurde, was die Mädchen und Burschen sichtlich stolz machte.
Nach einem Mittagessen mit nationalen Speisen trafen die Jugendlichen aus beiden Ländern aufeinander, um das großzügig konzipierte Schulgebäude zu besichtigen und ihre Erfahrungen auszutauschen. Die höchst motivierten jungen Damen präsentierten in einem perfekten Englisch ihre jeweiligen Schulzweige und erklärten das Schulsystem. Die Freude über die Begegnung war auf beiden Seiten groß, sodass sich abermals ein Treffen einer kleineren Gruppe ergab. Die beiden Tage waren mit vielen Informationen ausgefüllt und boten interessante Einblicke, vor allem bei einem Besuch im „Historischen Museum von Bosnien und Herzegowina“, das in einer Vielzahl an Exponaten die Belagerung der Stadt Sarajevo im Bosnienkrieg Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts darstellt. Die historisch interessierte Gruppe erkundete tags darauf auch das Tunnelsystem, das sich unweit des Flughafens befindet und der Versorgung der Bevölkerung während der Belagerung diente. In dieser musealen Anlage wird dem Besucher in einer Dokumentation drastisch vor Augen geführt, welche fürchterlichen Gräuel dieser Krieg ausgelöst und damit unzählige Menschen in Sarajevo traumatisiert hat.
Ein herzliches Dankeschön an unseren Diözesanbischof Dr. Josef Marketz und dem Koordinator HR Mag. Kurt Haber für die einmalige Gelegenheit, mit unseren Schülerinnen und Schülern die Schulpartnerschaft mit Sarajevo wieder zu beleben und die Kontakte zu forcieren. Es bleiben vielerlei unvergessliche Eindrücke, vor allem das Miteinander mehrerer Religionen und Kulturen, aber am eindringlichsten erfuhren wir die grenzenlose Gastfreundschaft, die spontane Hilfsbereitschaft und Solidarität der Menschen. Wir freuen uns auf den Gegenbesuch der offenherzigen, wissensdurstigen, begeisterungsfähigen, fröhlichen Jugendlichen aus Sarajevo, die trotz dramatischer Familiengeschichten pure Lebensfreude ausstrahlen. Vielen Dank an Frau Marina Pregernik für ihr unermüdliches Engagement und ihre Herzlichkeit, mit der sie unseren Aufenthalt zu einem unvergleichlichen Erlebnis werden ließ. Margarete Kattnig-Wendl
Die nachstehenden Feedbacks der Reiseteilnehmer*innen sprechen für sich…
Das Highlight unserer Reise war die Schließung einer Freundschaft mit zwei Mädchen aus der Partnerschule. Ihre Hilfsbereitschaft, Gastfreundschaft und Zuvorkommenheit waren inspirierend. Sie zeigten uns ihre Geheimspots und gaben uns einen Einblick in den Alltag der Schüler Bosniens. Wir sind uns sicher, dass wir alle etwas von ihnen mitnehmen und lernen können. Dank dessen war die Reise unvergesslich.
Madelene und Ana
Unter herrlichem Sonnenschein spazierten wir durch die bunten und abwechslungsreichen Straßen von Sarajevo. Mit dem Ziel, die geschichtlichen Hintergründe der Stadt zu entdecken, führten unsere Wege an Kathedralen, Kirchen und Museen vorbei. Schüler*innen zeigten uns ihre Schule in Sarajevo und gaben uns dadurch einen Einblick in die verschiedenen Bereiche ihres Schulsystems. Ein besonderes Markenzeichen der Stadt sind ihre verschiedenen Kulturen und Religionen, welche sich auch in der Architektur widerspiegeln. Es wurden neue Freundschaften geschlossen, neue Erfahrungen gemacht und viel gelacht.
Hanna Aspernig
13 Stunden Busfahrt (ein Tiefpunkt), doch ab dem Zeitpunkt, wo wir angekommen sind, ging es nur noch aufwärts. Wir lernten die Stadt und das Land kennen, mit allen seinen Höhen und Tiefen. Nachdem wir auch die Schattenseite der bosnischen Geschichte erfahren haben, glaube ich, können wir alle die Sicherheit unseres Landes um einiges mehr schätzen. Ein Erlebnis, das ich nicht so schnell vergessen werde.
Carlo Urbani
Während unserer Reise nach Sarajevo haben wir sowohl die historisch bedeutenden, allerdings sehr tragischen Relikte des Bosnienkrieges, als auch die schönen Seiten dieser belebten Stadt mit ihren vielen Einkaufsstraßen und Bazaren kennengelernt. Die Unterkunft hat uns positiv überrascht, auch war es sehr interessant für uns, mehr über das bosnische Schulsystem aus erster Hand, nämlich von Schülern und Schülerinnen der Schule, in deren Internat wir übernachteten, zu erfahren. Das Programm war aufgrund der wenigen Zeit, die wir hatten, sehr dicht komprimiert, weshalb wir zwischenzeitlich ziemlich müde und erschöpft, meist aber trotzdem zufrieden waren. Mein persönlicher Reisehöhepunkt war allerdings die freie Zeit, die uns zur individuellen Gestaltung zur Verfügung stand und in der wir uns mit unseren restlichen bosnischen Mark durch die überaus appetitliche Karte eines ebenso visuell wie auch kulinarisch ansprechenden Kaffeehauses kosteten. Ich bin mir sicher, dass wir alle von dieser Reise nicht nur zahlreiche schöne Erinnerungen an die lustige Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben, mitnehmen werden, sondern auch einige Einblicke in die von Herausforderungen und Konflikten geprägte Geschichte so wie die einzigartige Kultur Bosniens erhalten haben, die uns nicht mehr so schnell loslassen werden.
Laura Knoch
Die 13-stündige Fahrt war ein Erlebnis für sich. Die unerwarteten sieben Stunden mehr im Bus haben viele Emotionen in uns ausgelöst. Wir hatten sehr viel Spaß während der Fahrt. Obwohl, die letzten drei Stunden konnten uns das meiste bieten. Von einem Auto, das auf dem Kopf steht, bis hin zu einer unerwarteten Wanderung durch Sarajevo und das Highlight des Tages war die Manövrierfähigkeit des Busfahrers. Drei ganze Male hat er uns aus den engsten Straßen Sarajevos gerettet, abgesehen davon, dass wir drei Mal in diese Situation gekommen sind. Erschöpft angekommen, mit einer Verspätung von sieben Stunden, konnten wir uns endlich ausruhen. Wenn man aber ehrlich ist, konnte man sich nicht wirklich ausruhen, denn durch die Hitze in den Zimmern musste man die Fenster über Nacht offen lassen, doch da wussten wir noch nicht, dass um vier Uhr in der Früh ganz Bosnien zum Beten anfängt. Unser nächster Tag war vollgepackt mit allem, was man sich nur vorstellen kann. Von einer Altstadt-Tour bis hin zu einem Museumsbesuch war alles drinnen. Guter Trip, aber Füßeweh danach. Am letzten Tag hatten wir nach einem weiteren Museumsbesuch Freizeit und konnten die Stadt und die Märkte selbst erkunden. Die nicht bedachte Mittagshitze brachte uns schließlich in ein orientalisches Viertel. Dort genossen wir dann in einem Kaffeehaus unsere Getränke. In 15 Minuten sind drei verschiedene Personen zu uns gekommen. Ein Mann, der Geld für seinen kranken Sohn brauchte, ein armes achtjähriges Mädchen sowie ein älterer Mann. Später sind wir zum Bazar gegangen. Dort kauften wir uns osmanische Hüte. Alles in allem war der Ausflug einer der besten meines Lebens, der mit so viel Spaß verbunden war, dass ich dafür nicht einmal die passenden Worte finden kann.
Nico Hyden
Ich fand die Reise nach Sarajevo sehr toll. Trotz der langen Busfahrt wurde uns niemals langweilig. Wir besuchten mehrere Museen und bekamen eine Stadtführung, am letzten Nachmittag durften wir die Stadt selber erkunden. Durch die Führung der Schüler der Partnerschule bekamen wir einen Einblick in die Klassenzimmer und deren Schulalltag. Die Lehrerin, welche uns durch die Stadt führte, war sehr nett und erzählte uns viel über die Geschichte der Stadt. Es hat mir sehr gefallen, die Geschichte Bosniens (z. B. in den Versorgungstunneln am Flughafen) hautnah mitzuerleben, auch durch die Einschusslöcher an vielen Gebäuden konnte man sehen, wie präsent der Krieg noch ist. Die Hilfsbereitschaft der Einheimischen wird mir für immer in guter Erinnerung bleiben, da sie uns während unserer Reise immer wieder durch spontane Hilfsaktionen weiterhalfen.
Katharina Marie Longer
Schreibe einen Kommentar